Ebenfalls interessant: Die Fotografie findet in Farbe statt
Die Fotografie des 20. Jahrhunderts fand vor allem in Schwarzweiß statt. Die Ikonen der künstlerischen Fotografie, der Reportagefotografie, der Porträtfotografie oder der Modefotografie wurden mit schwarzweißen Aufnahmen assoziiert. Der Schweizer Reportagefotograf Robert Frank sagte einmal: "Schwarz und Weiß sind die Farben der Fotografie. Für mich symbolisieren sie die Alternativen von Hoffnung und Verzweiflung, denen die Menschheit für immer ausgesetzt ist.“ Der iranisch/französische Fotograf Attar Abbas formulierte: „Beim Fotografieren sehe ich schwarzweiß. Ich befinde mich dabei in einem Zustand der Gnade: Im vollen Bewusstsein für Licht und Bewegung nehme ich ein Ereignis in seinen politischen, sozialen, religiösen oder auch in seinen rein ästhetischen Dimensionen wahr. Zugleich entwickle ich eine Vorstellung vom Verhältnis zwischen Mensch, Natur und Tier. In Schwarzweiß fällt mir das leichter, weil Schwarzweiß nicht real ist. Die Farbe lenkt ab. Meine Fotografie ist eine Form des Denkens.“
Die Schwarzweißfotografie war künstlerisch anerkannt und Fotoausstellungen, Fotobücher und Museen konzentrierten sich lange Zeit auf Schwarzweißfotos von bekannten Fotografen wie Attar Abbas, Henri Cartier-Bresson, Walker Evans, Edward Weston, Sebastião Salgado, Ansel Adams oder Diane Arbus. Dies erzeugte einen sich selbst verstärkenden Effekt. Jeder Pressefotograf, Porträtfotograf oder Modefotograf, der von Aufträgen leben musste, bot seine Aufnahmen ebenfalls nur in Schwarzweiß an.
Der Reiz der Schwarzweißfotografie lag und liegt – auch im digitalen Zeitalter – in einer Mischung aus Ästhetik, Reduktion und Tradition. Ohne die Ablenkung durch Farbe werden Licht und Schatten, ebenso wie Kontraste stärker betont. Strukturen, Formen und Oberflächen treten deutlicher hervor. Schwarzweißbilder wirken oft klassisch und elegant. Sie sind weniger an eine Mode oder Zeit gebunden und erzeugen dadurch eine gewisse Zeitlosigkeit und künstlerische Tiefe.
Die Schwarzweißfotografie ist daher kein nostalgisches Relikt, sondern ein bewusster fotografischer Stil, der auch im digitalen Zeitalter neue Möglichkeiten eröffnet. Aus einem Farbfoto nachträglich ein Schwarzweiß Bild zu machen, wird den Anforderungen an eine gute Schwarzweißfotografie allerdings nicht gerecht. Ein gutes Schwarzweißbild muss schon bei der Aufnahme in schwarzweiß gedacht werden.
Das konsequente Festhalten an der Schwarzweiß Fotografie bis weit in die 1980er Jahre hinein hatte auch ganz praktische Gründe. Schwarzweiß konnte der Fotograf im eigenen Fotolabor selber verarbeiten und hatte damit die Möglichkeit, die Qualität, den Kontrast und auch die Wahl der Fotopapiere selber zu bestimmen. Außerdem waren Schwarzweiß Materialien deutlich günstiger als Farbfilme und deren Entwicklung, die in spezialisierten Laboren durchgeführt werden musste.

Für mich war die Schwarzweißfotografie in den 1970er Jahren ein ergiebiges Experimentierfeld. Filme selber entwickeln, Fotos im eigenen Fotolabor vergrößern war eine Leidenschaft.

Schwarzweiß-Fotos waren ein taktiles Medium. Das Fotopapier und seine Oberflächenstruktur waren integraler Bestandteil der Komposition. Es gab hunderte von Schwarzweiß-Materialien, die zum Experimentieren zur Verfügung standen.

Peter Golz, Paris, 1974
Hochempfindliche Schwarzweiß-Filme erzeugten ein körniges Raster, das für eine typische Weichheit in den Aufnahmen führte.

Peter Golz: Der junge Mann in der Baumschlucht, 1973

Peter Golz, Flohmarkt in Bern, 1972

Peter Golz, Kunststudentin in Bern, 1972

Peter Golz, Porträtstudie, 1980